Assessment-Center

Die Rollen waren schnell verteilt:
das Grau der angehenden Unternehmer
im kommunikativen Halbkreis
und davor
das kleine Schwarze
der NLP-Tussi und der agilen Betriebswirtin,
die sich stolz "Coach" nennen.

Gute Laune ist angesagt,
zumindest bei den beiden Grazien.
Die Teilnehmer – so heißen wir jetzt –
haben ihre Leichtigkeit
pflichtbewusst an der Tür abgegeben.

Sie glauben,
ihr Gestern steht auf dem Spiel,
das schon den Morgen nicht erlebt
und das ohne sie
nur halb so viel Ernst machen würde.

Perspektiven, Ressourcen, Motivation, Businessplan…..
Nach zwei Tagen "Katz und Maus"
vergeben aufgedrehte Juristen, Pädagogen und Dipl-Kaufleute
- im Namen der Wissenschaft -
alberne Kennzahlen,
die später von wichtigen Entscheidungsträgern
dazu benutzt werden,
ihrer Aufgabe als Handlanger der Angst
gerecht zu werden.

Beim vorletzten Test
fegte mein Schwert wütend
über die gesamte Hochglanz-Community
und die abgeschlagenen Köpfe
fielen erleichtert in den Dreck
aus Beratung und Unverbindlichkeit.

Die kopflosen Körper
besudelten sich
mit den Resten aus den Kaffeemaschinen,
steckten die Bude in Brand
und liefen ins Freie.

Im Ernst, Freunde:
Ich will es nicht mehr hören,
das Geschrei der mit Hoffnung und Träumen Gemästeten
und das erbärmliche Stottern der Gebildeten.

Sie singen nichtmal,
diese Ahnungslosen,
bei ihrem Krampf
um das goldene Schlachthaus.

Meine Welt liegt jenseits der Gitterstäbe
aus Diplomen, Fördergeldern und Cleverness.
Vielleicht werde ich alt:
Aber ich kann diese Kälte
immer weniger ertragen.


Burkhard Weisz

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